Die Rolle des Lichts beim Pilzanbau
Wenn man an Pilzanbau denkt, stellt man sich oft dunkle und feuchte Umgebungen vor, wie Keller oder dichte Wälder. Die Frage, ob Pilze wirklich Licht zum Wachsen brauchen, ist jedoch komplexer, als es scheint.
Denn obwohl Pilze keine Photosynthese wie Pflanzen betreiben, spielt Licht dennoch eine entscheidende Rolle bei ihrer Entwicklung und ihrem Wachstum.
In diesem Artikel untersuchen wir ausführlich die Rolle des Lichts beim Pilzanbau und wie man diesen Aspekt optimieren kann, um erfolgreiche Kulturen zu erzielen. Wir betrachten auch die negativen Auswirkungen von Lichtmangel.
Pilze und Photosynthese
Im Gegensatz zu Pflanzen sind Pilze heterotrophe Organismen: Sie betreiben keine Photosynthese und nutzen daher Licht nicht als Energiequelle. Pilze ernähren sich, indem sie organisches Material zersetzen, sei es pflanzlich, tierisch oder anderes. Das bedeutet jedoch nicht, dass Licht für sie unwichtig ist.
Tatsächlich ist Licht an mehreren lebenswichtigen Prozessen bei Pilzen beteiligt, insbesondere an der Regulierung bestimmter Entwicklungsaspekte wie der Fruchtbildung und der Wachstumsorientierung.

Die Rolle des Lichts im Lebenszyklus der Pilze
Obwohl Pilze kein Licht zur Energiegewinnung benötigen, spielt Licht eine wesentliche Rolle in verschiedenen Stadien ihres Lebenszyklus. Hier sind die wichtigsten Effekte von Licht auf Pilze:
Stimulation der Fruchtbildung
Für viele Pilzarten ist Licht ein wichtiger Auslöser für die Fruchtbildung (die Bildung der Pilze aus dem Myzel). Zum Beispiel benötigen Pleurotes (Pleurotus spp.) eine Lichtexposition, um Fruchtkörper (Sporophore) zu produzieren.
Dieses Licht kann natürlich oder künstlich sein, solange es sich im geeigneten Spektrum befindet (weißes oder blaues Licht).
Orientierung und Wachstumsrichtung
Pilze nutzen Licht, um ihr Wachstum zu orientieren. Im Labor ist es üblich, dass sich Fruchtkörper zur Lichtquelle hin ausrichten, ein Phänomen, das als positiver Phototropismus bekannt ist.
Dies lässt sich beispielsweise bei den Pilzen Coprinus und Agaricus beobachten. Diese Lichtreaktion hilft den Pilzen, ideale Bedingungen für die Verbreitung ihrer Sporen zu finden.
Auswirkungen auf die Qualität der Pilze
Eine angemessene Lichtexposition kann Farbe, Textur und sogar den Nährstoffgehalt bestimmter Pilze verbessern. Pilze, die im völligen Dunkeln wachsen, können manchmal blass oder optisch weniger ansprechend sein.
Dagegen kann kontrolliertes Licht robustere und ästhetisch ansprechendere Pilze hervorbringen. Die Qualität des Pilzes kann so durch eine sorgfältige Lichtsteuerung optimiert werden.

Die Lichtbedürfnisse variieren je nach Art
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Pilze die gleichen Lichtbedürfnisse haben. Hier sind einige Beispiele für spezifische Bedürfnisse verschiedener in der Pilzzucht häufiger Arten:
- Pleurotes (Pleurotus spp.) : Diese Pilze benötigen in der Regel diffuses Licht, um die Fruchtbildung einzuleiten. Eine Intensität von 500 bis 1000 Lux für 12 Stunden pro Tag wird oft empfohlen.
- Champignons de Paris (Agaricus bisporus) : Diese Art entwickelt sich hauptsächlich im Dunkeln oder bei sehr schwachem Licht. Starkes Licht kann sogar die Fruchtbildung hemmen.
- Shiitake (Lentinula edodes): Shiitake benötigen ebenfalls mäßiges Licht, um die Fruchtbildung einzuleiten, aber zu intensives Licht kann Verbrennungen oder Fehler auf den Pilzhüten verursachen.
Licht während der Inkubationsphase?
Während der Inkubationsphase ist Licht für die Mehrheit der Pilzarten normalerweise nicht erforderlich. Diese Phase, die für die anfängliche Entwicklung des Myzels entscheidend ist, konzentriert sich stärker auf die Schaffung eines optimalen Umfelds hinsichtlich Temperatur und Feuchtigkeit.
Inkubationsbedingungen
- Dunkelheit oder schwaches Licht: Die meisten Pilze bevorzugen die Inkubation in Dunkelheit oder bei sehr schwachem Licht. Dies fördert eine schnelle und effektive Kolonisation des Substrats durch das Myzel und vermeidet unnötigen Energieverbrauch als Reaktion auf Licht.
- Temperatur und Luftfeuchtigkeit: Während der Inkubation ist es entscheidend, Temperatur- und Feuchtigkeitswerte zu halten, die an die Pilzart angepasst sind. Diese beiden Faktoren sind in dieser Phase am kritischsten, da sie direkt die Geschwindigkeit und den Erfolg der Substratkolonisation beeinflussen.
Ausnahmen
Einige Arten können schwaches Umgebungslicht tolerieren, aber das ist in der Regel nicht notwendig. Für Shiitake könnte schwaches Licht sogar einen positiven Einfluss auf die "Pop-Corning"- und "Browning"-Phase haben. Dennoch ist für den Rest Dunkelheit vorzuziehen. Tatsächlich kann es vorteilhaft sein, Licht zu vermeiden, um Energie zu sparen und eine stabilere Umgebung für das Myzel zu erhalten.
Übergang zur Fruchtbildung
Sobald das Substrat vollständig vom Myzel kolonisiert ist, wird Licht zu einem entscheidenden Faktor, um die Fruchtbildung auszulösen. In diesem Stadium ermöglicht die Einführung des geeigneten Lichts den Pilzen, Fruchtkörper zu bilden und somit den nächsten Schritt ihres Lebenszyklus einzuleiten.

Welches Licht für den Pilzanbau verwenden?
Je nach Ihrem Fruchtungsraum können Sie manchmal mit einer natürlichen Lichtquelle auskommen, wenn Sie zum Beispiel einen Keller mit einem Lichtschacht haben. Ist Ihr Anbaubereich jedoch zu dunkel, ist der Einsatz von künstlichem Licht notwendig, um schöne und qualitativ hochwertige Fruchtkörper zu erhalten.
Hier sind einige Tipps zur Auswahl des geeigneten Lichts:
Lichtspektrum
Licht im blauen Spektrum ist im Allgemeinen wirksam für die Fruchtbildung von Pilzen. Sie sollten daher nach Spektren mit mindestens 6000 Kelvin suchen, also im kaltweißen Bereich. Vollspektrum-LED- oder Leuchtstofflampen werden häufig verwendet.
Intensität und Dauer
Eine moderate Lichtintensität (500 bis 1000 Lux) für etwa 8 bis 12 Stunden pro Tag ist für die meisten Pilze ausreichend. Ein Tag-Nacht-Zyklus wird oft simuliert, um die natürlichen Bedingungen nachzuahmen.
Temperatur und Feuchtigkeit
Licht kann die Umgebungstemperatur erhöhen. Daher ist es entscheidend, die Umweltbedingungen zu überwachen, da Pilze auch spezifische Temperatur- und Feuchtigkeitswerte für optimales Wachstum benötigen.
Achtung vor Überhitzung
Es ist wichtig, übermäßige Hitze zu vermeiden. Wenn Ihre Lampen zu nah am Terrarium oder Myzel sind, kann dies Überhitzung oder Verbrennungen verursachen, was Ihre Pilze schädigen oder die Fruchtbildung verhindern kann. Stellen Sie sicher, dass genügend Abstand vorhanden ist und überwachen Sie sorgfältig alle Anzeichen von Verbrennungen, besonders wenn Sie sehr leistungsstarke Wachstumslampen verwenden.
Beispiel für anormales Wachstum von Grauen Austernseitlingen, verursacht durch Lichtmangel.
Die Auswirkungen von Lichtmangel auf den Pilzanbau
Lichtmangel kann mehrere Auswirkungen auf die Entwicklung der Pilze haben, besonders während der Fruchtbildungsphase. Hier einige mögliche Effekte:
Anormales Wachstum:
Pilze können längere Stiele und kleinere Hüte entwickeln, da sie versuchen, sich zu einer Lichtquelle hin "auszustrecken".
Farbe und Aussehen:
Die Farbe der Pilze kann beeinflusst werden. Zum Beispiel können einige Pilze blasser werden oder eine ungleichmäßige Pigmentierung aufweisen.
Entwicklung der Primordien
Die Bildung der Primordien (junge Pilze) kann verzögert oder gehemmt werden, da Licht oft als Auslöser für diese Phase wirkt.
Qualität und Ertrag
Die Gesamtqualität der Pilze kann beeinträchtigt werden, mit weniger optimaler Textur und Dichte. Der Ertrag kann ebenfalls reduziert sein, wenn die Lichtverhältnisse nicht angemessen sind.

Fazit: Das Licht an die Bedürfnisse der Pilze anpassen
Abschließend lässt sich sagen, dass Pilze zwar kein Licht zum Nähren benötigen, das Licht jedoch ein entscheidender Faktor für bestimmte Phasen ihres Lebenszyklus ist, insbesondere für die Fruchtbildung.
Jede Pilzart hat spezifische Lichtbedürfnisse, und es ist wichtig, diese Bedürfnisse gut zu verstehen, um das Wachstum und die Qualität Ihrer Kultur zu optimieren.
Als Züchter können Sie das Licht je nach Art, die Sie anbauen, anpassen, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.