Was macht man mit dem Substrat nach der Kultur?
Nach mehreren Anbauzyklen wird das für die Pilzproduktion verwendete Substrat weniger produktiv. Anstatt es als Abfall zu betrachten, kann es als "Champost" (Kompost aus Pilzsubstraten) verwertet werden und so in einen Kreislaufwirtschaftsansatz eingebunden werden: "Nichts geht verloren, alles wird verwandelt."

Wann gilt ein Substrat als "fertig"?
Ein Substrat gilt im Allgemeinen als erschöpft, wenn es folgende Anzeichen zeigt:
- Deutlicher Produktionsrückgang: Der Pilzertrag nimmt merklich ab. Die Anbauflächen sind in der Regel begrenzt, und nach 1, 2 oder 3 Ernten werden die Ballen meist aussortiert. Dies hängt insbesondere von den angebauten Pilzsorten, den Anbaubedingungen und dem verfügbaren Platz des Züchters ab. Manchmal ist es möglich, eine vierte, fünfte oder sogar sechste Ernte durchzuführen, aber das lohnt sich meist nicht.
- Kontamination: Auftreten von Schimmel oder Bakterien, die sich wiederum leichter auf andere Ballen ausbreiten und die Produktivität verringern können.
- Insektenbefall: Anwesenheit von Trauermücken oder anderen Schädlingen. Niemand mag es, Fliegenlarven in seinen Pilzen zu haben, oder?
Diese Indikatoren deuten darauf hin, dass es Zeit ist, das Substrat zu ersetzen und über seine Verwertung nachzudenken.
Warum ist das gebrauchte Substrat so wertvoll?
Im Gegensatz zu anderen organischen Materialien wurde das myzeliale Substrat teilweise durch Pilzenzyme zersetzt. Das Myzel ist hervorragend darin, komplexe Stoffe wie Zellulose, Lignin oder Holzfasern abzubauen, wodurch die Nährstoffe für Pflanzen besser zugänglich werden.

Dieser Umwandlungsprozess verbessert:
- die Bodenstruktur, indem Partikel gebunden und die Wasserspeicherung erhöht wird;
- die mikrobielle Biodiversität, indem das bakterielle und pilzliche Leben gefördert wird;
- der Pflanzenschutz, da einige Pilzarten natürliche antifungale Verbindungen produzieren, die bodenpathogene Erreger hemmen.
Eine aktuelle Studie von Khalil et al. (2024) zeigte, dass Pilzkompost das Wachstum von Gemüse verbessert und den Druck durch Wurzelkrankheiten signifikant reduziert.
Wie kann das gebrauchte Substrat verwertet werden?
Das verbrauchte Substrat aus dem Anbau von holzbewohnenden Pilzen (Shiitake, Austernpilze, Igelstachelbart…) ist eine reichhaltige Ressource an teilweise durch Pilz-Enzyme zersetzten organischen Stoffen. Es ist weit mehr als nur Abfall und kann in vielen Kontexten eine zweite nützliche Verwendung finden, was einer Kreislaufwirtschaft entspricht.
🌱 1. Organische Bodenverbesserung und Düngung
Substrate auf Stroh-, Sägemehl-, Weizenkleie- oder Holzspäne-Basis sind bereits vom Myzel vorverdaut, was sie für die Bodenmikrofauna leichter verfügbar macht.
- Verbessert die Bodenstruktur: bessere Wasserspeicherung, Belüftung, Verringerung der Verdichtung.
- Fördert das mikrobielle Leben: Restmyzel + organische Substanz = lebendiger Boden.
- Anwendung: direkt als Mulch oder nach 2-3 Monaten Reifung in den Boden eingearbeitet.
⚠️ Achtung: Ein zu früher Einsatz von frischem Substrat kann zu Stickstoffkonkurrenz führen. Es wird empfohlen, es vor der Verwendung reifen zu lassen oder teilweise zu kompostieren.

🌾 2. Gemüsebau und Permakultur
In Systemen mit intensivem organischem Material wie Permakultur-Hügeln ist das Pilzsubstrat ein wertvoller Verbündeter:
- Verwendung in Lasagnebeeten, Hügeln oder Mulch rund um das Gemüse (z. B. Tomaten, Kürbisse).
- Basis für Saat oder Pflanzungen, nach zusätzlicher Kompostierung.
- Fördert die Bodenresilienz durch die mikrobielle Vielfalt, die es mitbringt.
🍄 3. Reinkubation für Sekundärkultur
Ein als „erschöpft“ bezeichneter myzelialer Substrat kann noch Früchte produzieren, insbesondere wenn es rehydriert und unter guten Bedingungen gelagert wird:
- Austernpilze: oft in der Lage, nach der Fruchtung in kontrollierten Räumen noch 1 bis 2 Mal zu fruchten.
- Anbau von Sekundärarten, die weniger anspruchsvoll sind (Stropharia, Coprinellus...).
Diese Praxis ist in kostengünstigen Systemen oder in städtischen Farmen üblich.
🐄 4. Einstreu oder Tierfutter (experimentell)
Einige Landwirte verwenden das Substrat als trockene Einstreu für Geflügel, Ziegen oder Rinder. Es absorbiert Feuchtigkeit und verbessert den Komfort.
Forschungen (insbesondere in Asien) haben auch die Nutzung als angereichertes Futter untersucht, was jedoch strenge Kontrollen erfordert (Verdaulichkeit, Toxizität, Sporenrückstände).
🔥 5. Verbrennung oder Methanisierung
Reich an Zellulose und Lignin kann das Substrat energetisch verwertet werden:
- Methanisierung nach Vorbehandlung, mit Biogasproduktion.
- Pellets oder Briketts zum Heizen, nach Trocknung und Kompression (Leistung variiert je nach Feuchtigkeit).
🧪 6. Extraktion von Molekülen oder Enzymen
Pilzreste enthalten noch lignolytische Enzyme wie Laccase oder Peroxidase. Diese Moleküle bieten Potenzial für:
- Die Bioremediation (Abbau von Schadstoffen).
- Die Produktion industrieller Enzyme (Papier, Textil, Lebensmittel...).
🦗 7. Zucht von Zersetzungsinsekten (Regenwürmer, Soldatenfliegen, Käfer...)
Das gebrauchte Substrat von holzabbauenden Pilzen bildet eine ausgezeichnete Grundlage für die Zucht von Zersetzungsinsekten. Diese Insekten wandeln organisches Material in Proteine, Dünger oder hochwertigen Humus um und fügen sich dabei in einen natürlichen biologischen Verwertungskreislauf ein.
🐛 Regenwürmer (Eisenia fetida, Eisenia andrei)
-
Ideale Umwandler für teilweise kompostierte oder reife Substrate.
-
Ihre langsame, aber tiefgehende Wirkung erzeugt einen stabilen und nährstoffreichen Wurmkompost.
-
Ideal für Gärtner, Gemeinden oder kleine Kompostierungssysteme.
🐛 Larven der Schwarzsoldatenfliege (Hermetia illucens)
-
Sehr effektiv bei der schnellen Verdauung feuchter Substrate, die reich an zersetzten oder myzelisierten Pflanzenstoffen sind.
-
Produzieren eine proteinreiche Biomasse, die in der Tierfütterung (Geflügel, Fische) verwertet werden kann.
-
Die Verdauungsrückstände (Frass) sind ein ausgezeichneter natürlicher Dünger.
-
Empfohlen in landwirtschaftlichen Kontexten oder in halbindustrieller Insektenzucht.
🐛 Saproxylophage Käfer (Tenebrio molitor, Dermestes spp.)
-
Bevorzugen trockene und cellulosehaltige Substrate (Sägemehl, Kleie, Stroh).
-
Der Mehlwurm (Tenebrio) wird oft zur Produktion essbarer Proteine (für Menschen oder Tiere) gezüchtet.
-
Weniger anfällig für Pilzbefall als andere Arten.
📊 Vergleich nach Substrattyp
Insekt | Idealer Substrattyp | Verwertetes Produkt |
---|---|---|
Hermetia illucens (Schwarzsoldatenfliege) |
Feucht, reich an frischer organischer Substanz (Küchenabfälle, myzelisiertes Substrat) |
Proteinreiche Larven + düngender Frass |
Tenebrio molitor (Mehlwurm) |
Trocken, holzig, ohne Kontamination (Kleie, Sägemehl, gereiftes Substrat) |
Proteinreiche Larven + Restzersetzung |
Regenwürmer | Teilweise kompostiertes oder gereiftes Substrat | Wurmkompost (hochwertiger Humus) |
Dermestes spp. | Gut zersetztes Holz-Stroh-Substrat | Fortgeschrittene Zersetzung + Larvenbiomasse |
Champost und Kreislaufwirtschaft
In einem Kontext, in dem nachhaltiges Ressourcenmanagement Priorität hat, fügt sich die Wiederverwendung des gebrauchten Pilzsubstrats vollständig in eine Kreislaufwirtschaft ein. Dieser Ansatz zielt darauf ab, Abfälle zu reduzieren, die Lebensdauer der Materialien zu verlängern und in jeder Phase des Produktionszyklus Wert zu schaffen.
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♻️ Einem Nebenprodukt ein zweites Leben geben
Anstatt das gebrauchte Substrat als lästigen Abfall zu betrachten, wird es als nützliche Ressource neu bewertet. In organischen Dünger, Mulch oder Kompostbestandteil verwandelt, kehrt es zur Erde zurück und nährt weiterhin das Leben.
Dieses Prinzip des biologischen Upcyclings ermöglicht es, den Kreislauf zwischen Produktion, Verarbeitung und Regeneration zu schließen.
🌍 Abfall und Emissionen reduzieren
- Die Vermeidung der Deponierung oder Verbrennung des Substrats hilft, CO₂- und Methanemissionen zu begrenzen.
- Die lokale Wiederverwendung dieser organischen Materialien reduziert die Transport- und Entsorgungskosten.
- Die organische Verwertung vermeidet den Einsatz von chemischen Düngemitteln, die energieintensiv in der Herstellung sind und Bodenverschmutzung verursachen.
🌾 Unterstützung einer lokalen und nachhaltigen Landwirtschaft
Indem das gebrauchte Substrat an lokale Gemüsebauer, Landwirte oder Gärtner verteilt wird, unterstützt man eine positive territoriale Dynamik:
- Die Böden reichern sich auf natürliche Weise mit organischer Substanz an.
- Die landwirtschaftlichen Erträge können ohne synthetische Betriebsmittel verbessert werden.
- Die Zusammenarbeit zwischen Produzenten (Pilze, Gemüse, Kompostierer…) fördert die Resilienz der lokalen Wertschöpfungsketten.
🌱 Eine pädagogische und bürgerschaftliche Chance
Der Pilzkompost ist auch ein pädagogisches Werkzeug, um für die Herausforderungen der ökologischen Transformation zu sensibilisieren. Er zeigt anschaulich, dass landwirtschaftliche "Abfälle" zu fruchtbaren Ressourcen werden können und dass Ökologie und Produktivität Hand in Hand gehen können.
Gemeinden, Schulen oder Vereine können dies nutzen, um Projekte der urbanen Landwirtschaft, Permakultur oder kollektiven Kompostierung zu schaffen.
🔗 Auf dem Weg zu einem lokalen Verwertungskreislauf
Die Einrichtung von Partnerschaften zwischen Pilzproduzenten, Landwirten, Kompostierungsplattformen, Züchtern oder lokalen Gemeinschaften ermöglicht den Aufbau einer echten Kreislaufkette:
- Das gebrauchte Substrat wird zu einem eigenständigen Produkt.
- Die Ressource bleibt im Gebiet, schafft lokale Arbeitsplätze und reduziert den Import von Bodenverbesserern.
- Jeder Akteur profitiert von einem optimierten und nachhaltigen Fluss.
Zusammengefasst: Das gebrauchte Substrat in einen Kreislauf der Kreislaufwirtschaft einzubinden bedeutet, eine Einschränkung in eine Chance zu verwandeln – für die Erde, für die Menschen und für die Umwelt. Es macht den Pilz zu einem Akteur des Bodens... und des Wandels.
Wo kann man gebrauchtes Substrat beziehen?
Bei La Mycosphère bieten wir gebrauchte Substrate aus unseren Kulturen an.
Diese Substrate sind für Gärtner, Landwirte oder alle Personen verfügbar, die sie auf ökologische Weise verwerten möchten.